DAS ZUNGENBAND
Unter der Zunge liegt das sogenannte Zungenband (lateinisch Frenulum linguae), das bei vielen Menschen sichtbar wird, wenn man die Zungenspitze in Richtung Gaumen hebt. Dieses Zungenband verbleibt nach der embryonalen Entwicklung als Überrest der körpermittigen "Naht". Auch wenn sich der Name Zungenband eingebürgert hat, handelt es sich nicht um ein dünnes „Band“, sondern um ein dünne oder dickere flächige Membran in der Symmetrieachse des Mundes, die im Normalfall die Funktion der Zunge nicht behindert.
In manchen Fällen reicht das Zungenband an der Zungenunterseite jedoch so weit nach vorne und/oder ist zu straff, so dass die Zungenspitze in ihrer Beweglichkeit massiv eingeschränkt wird (sog. anteriores zu kurzes Zungenband oder anteriore Ankyloglossie). In anderen Fällen sitzt es zwar weit genug hinten, ist aber so straff/kurz oder dick, dass die Zunge in der Mitte und im hinteren Bereich nicht angehoben werden kann (sog. posteriores zu kurzes Zungenband oder posteriore Ankyloglossie). In beiden Fällen ist die Funktionsfähigkeit der Zunge eingeschränkt, was zu verschiedenen Symptomen führen kann und in einigen Fällen eine erfolgreiche Stillbeziehung gefährdet.
Diagnose
Alle folgenden Symptome können einzeln oder in Kombination auftreten und ganz unterschiedliche Ursachen haben. Jedes Symptom für sich ist daher kein hinreichend gesicherter Hinweis auf ein zu kurzes Zungenband und bei keinem Baby mit einem zu kurzen Zungenband liegen alle Symptome gleichzeitig vor. Nur eine sorgfältige Beurteilung der Gesamtsituation in der Kombination aus Symptomen und Zungenbeweglichkeit erlaubt eine Diagnose.
Das Anlegen ist schwierig.
Sie stillen sehr oft oder sehr selten.
Sie haben wiederholt Milchstaus.
Sie hören Schnalzen beim Stillen.
Ihre Brustwarzen sind nach dem Stillen verformt, wund oder blutig.
Sie haben Schmerzen beim Stillen.
Sie scheinen nicht genügend Milch zu haben.
Es ist notwendig, dass Sie mit dem Brusternährungsset oder mit der Flasche zufüttern.
Ihr Baby hat zu wenig Ausscheidungen.
Ihr Baby nimmt nicht genügend zu.
beim Trinken läuft die Milch aus den Mundwinkeln wieder raus
(Es kommt auch vor, dass ein Baby mit einem zu kurzen Zungenband beim Trinken mit der Flasche Probleme hat.)
Außerhalb des Trinkens/Stillens
das Baby streckt seine Zunge nie weiter raus als bis zu den Lippen
in der Mitte er Zunge ist eine Furche zu sehen
die Zungenspitze ist nicht breit , sondern herzförmig eingezogen
Eine sichere Diagnose zu bekommen ist häufig nicht so einfach. Nicht jeder Kinderarzt erkennt ein zu kurzes Zungenbändchen. Fragen Sie bei ihrem Arzt nach, ob er diesbezüglich Erfahrung hat oder sie an einen spezialisierten Zahnarzt verweisen kann. Auch Hebammen, Osteopathen und Stillberaterinnen können die entsprechende Erfahrung mitbringen.
Wenn Sie den Verdacht haben, dass ihr Baby ein verkürztes Zungenbändchen hat können Sie folgendes tun:
Stillberatung
Suchen sie so bald wie möglich eine Stillberaterin auf. Diese sind speziell ausgebildet, um ihnen beim Stillen wertvolle Hilfe zu geben. Besonders qualifiziert sind Stilberaterinnen der IBCLC (IBCLC steht für International Board Certified Lactation Consultant, das ist der international geschützte Titel für examinierte Still- und Laktationsberaterinnen.)
Therapie:
Nicht jedes verkürzte Zungenbändchen bedarf einer Korrektur. Bei Babys gilt zunächst, solange ohne Probleme gestillt werden kann und das Kind zunimmt kann abgewartet werden. Das Stillen sollte für die Mutter nicht schmerzhaft sein.
In der Osteopathie wird die Behandlung darauf ausgerichtet die Kiefermuskulatur zu entspannen, damit der Mund des Babys so weit wie möglich geöffnet werden kann. Dies ermöglicht ein besseres erfassen der Brustwarze. Weiterhin soll durch Craniosacrale Techniken des Osteopathen eine bessere Versorgung von Zunge und Mundboden durch Entspannung oder Stimulation der entsprechenden Nerven und Schädelbereiche erreicht werden.
Sollte das Stillen trotz entsprechender Unterstützung nicht möglich sein, kann das Bändchen von einem darauf spezialisierten Zahnarzt in einem kurzen Eingriff durchtrennt werden.
Dies geschieht per Laser oder Skalpell. Eine Vollnarkose ist dazu nicht notwendig. Der Eingriff per Laser wird von den gesetzlichen Kassen in der Regel nicht bezahlt. Vorteil ist die geringere Nachblutung.
Der Eingriff per Skalpell wird von den Kassen übernommen und auch hier heilt die kleine Wunde rasch ab.
Gestillt werden kann und soll direkt nach dem Eingriff.
Der Zahnarzt wird Ihnen spezielle Mobilisationstechniken zeigen, damit das Zungenbändchen nicht wieder verkürzt zusammenwächst. Es ist wichtig, diese gewissenhaft durchzuführen.
Wenn das Zungenbändchen nicht durchtrennt wurde :
Fallen später im Sprechlernalter Probleme bei der Lautbildung auf, können Sie sich an einen erfahrenen Logopäden wenden. Dieser übt spielerisch mit ihrem Kind die Lautbildung. Sollte sich dabei zeigen, dass
trotz Training nicht alle Laute adäquat gebildet werden können, ist auch in diesem Alter das Durchtrennen des Zungenbändchens möglich.